Asylarbeitskreis: Offener Brief an Grüne GR-Fraktion - Wolfsgärten ein inhumaner Standort für ein Ankunftszentrum

19.3.2020    Liebe grüne Gemeinderäte und Gemeinderätinnen,
wir haben mit großem Erstaunen vernommen, dass von Ihrer Fraktion ein Antrag zur Verlegung des Ankunftszentrums in die Wolfsgärten ausgeht. Denn vor einem Jahr noch hat die grüne Gemeinderatsfraktion unsere Meinung geteilt, dass die Wolfsgärten ein inhumaner Standort für ein Ankunftszentrum geflüchteter Menschen sind.

Sie wissen, dass Flucht Traumatisierung bedeutet: Verlust der Heimat, der sozialen Beziehungen; oft sind der Flucht schon traumatische Erlebnisse (Krieg, Terror, Gewalt) vorausgegangen. Auf der Flucht kommen traumatische Erlebnisse hinzu auf den Fluchtrouten dieser Welt, insbesondere bei Durchquerung der Wüste und Überquerung des Mittelmeers.

Wir sind der Meinung, dass diese Menschen in unserer Mitte, möglichst in der Mitte eines Stadtteils aufgenommen werden sollten und nicht am Rand der Stadt in einem ghettohaften Areal zwischen zwei Autobahntrassen und einer Bahntrasse. Das könnte eine Retraumatisierung bedeuten. Die Ansage, man könne doch z.B. den Durchgang zum S-Bahnhof Wieblingen „gestalten“, verwundert. Dieser Weg ist ein Angstraum. Sollten wir das den Frauen und Kindern, den Männern als Ausweis unserer Willkommenskultur anbieten?

Wir sollten daran denken, dass zwar ein Teil der Menschen sich nur kurz, aber ein Teil eben auch lang dort aufhält und zwar insbesondere dann, wenn medizinische Behandlung geboten ist. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt 6-8 Wochen. Und dann entsteht die Frage, wieso können die Bedingungen in den Wolfsgärten gestaltet werden, aber nicht die Bedingungen auf PHV? Warum kann der Gemeinderat nicht verlangen, dass das Ankunftszentrum auf PHV nicht mit Stacheldrahtzaun und Sichtschutz umgeben wird? Die Synagogen von Mannheim und Heidelberg werden durch Wohnhäuser geschützt: wir wollen sie und auch die Bleibe der Geflüchteten mit unseren Wohnungen schützen!

Die Aufnahme in der Mitte der Gesellschaft, in der Mittel des Stadtteils bedeutet, dass die Menschen an der Infrastruktur beteiligt sind, am ÖPNV, die Kinder spielen zusammen auf den Spielplätzen, die Jugendlichen bolzen zusammen. Und Kinder, die gezwungen sind, länger im Ankunftszentrum zu sein, könnten sogar schulisch versorgt oder im Kindergarten aufgenommen werden.

ASYLARBEITSKREIS HEIDELBERG e.V.
Hilfe für Flüchtlinge und Asylsuchende
Help for refugees and asylum seekers


S.a. AK Naturschutz des NABU/Bonhoeffer-Gemeinde/Stadtteilverein Kirchheim: Flächenfasten - Offener Brief an die Stadträtinnen und -räte (Video mit Beitrag des Asyl AKs)

 

22.03.2020 - 15:30