Kirchheims Interessen bei der Stadtentwicklung nicht berücksichtigt

25.2.2020   awl   Bei den Planungen im Süden Heidelbergs werden die Interessen des Stadtteils Kirchheim nicht ausreichend berücksichtigt. Das ist das Fazit aus den Beiträgen von Kirchheimer Bürgern bei  einer Veranstaltung  „Zukunft Kirchheim“ zu der die Grüne Gemeinderatsfraktion eingeladen hatte. Im Vordergrund stand  dabei die Versiegelung von Flächen im Grüngürtel um den Stadtteil. [Bild: Patrick-Henry-Village]

Dabei  spielen die Vergrößerung des Konversionsgebietes von Patrick-Henry-Village (PHV), der Standort des Ankunftszentrums für Flüchtlinge und die Straßenbahnanbindung nach PHV die wesentliche Rolle. Es gehen jeweils landwirtschaftliche Flächen verloren, bei PHV 18 ha, beim Ankunftszentrum 8 ha, durch den  Bau der Straßenbahntrasse je nach Variante bis zu 5 ha.

Dieser Verlust an Ackerland war zentraler Kritikpunkt im Impulsreferat des Kirchheimer Landwirtes Volker Kaltschmitt. Die Fläche, die landwirtschaftlich bewirtschaftet werde, sei in den letzten Jahrzehnten ständig zurückgegangen. Bei der Eingemeindung von Kirchheim habe es 1200 ha an landwirtschaftlicher Fläche gegeben, heute seien es noch 800 ha. Von den 40 Vollerwerbsbetrieben und den zahlreichen Nebenerwerbsbauern der 50er Jahre seien heute noch 15 Vollerwerbs- und sechs Nebenerwerbsbauern übrig geblieben. Mit den Flächen für die  Renaturierung des Leimbachs und der bisherigen Planung kommt Kaltschmitt auf 70 ha Verlust an landwirtschaftlichen Flächen. "Dies entspricht zwei bis drei landwirtschaftlichen Vollerwebsbetrieben. Ich sage nein zu diesem Flächenverbrauch. Das Kirchheimer Feld brauchen wir noch“, so Kaltschmitt.

Auch der Stadtteilvereinsvorsitzender Jörn Fuchs fordert, keine weiteren Ackerflächen zu versiegeln. Die Entwicklung von PHV und des Airfieldes muss auch Kirchheim zugute kommen, die neue Straßenbahn Verbesserungen für Kirchheim bringen. Die Sportflächen in PHV sollen erhalten bleiben und auch von den Kirchheimer Vereinen genutzt werden. Neue schulische Einrichtungen in PHV sollen für Kirchheimer Kinder zugänglich sein. Dass die Kirchheimer und auch der Stadteilverein sich bisher nicht intensiver in die Diskussion eingebracht haben, erklärt Fuchs damit, dass der Masterplan für die Entwicklung von PHV rechtlich unverbindlich sei. Bei dem Beschluss über Bebauungspläne werde man sich intensiv an der Diskussion beteiligen.

Carl Zillich, der die Internationale Bausstellung vertritt, widerspricht dem energisch. Die IBA habe unter Beteiligung international renommierter Stadtplaner einen Masterplan für einen „Stadtteil der Zukunft“ entwickelt. Dies seien keine unverbindlichen Planungen, der Masterplan sei die Grundlage zukünftiger Bebauungspläne. Er forderte die Kirchheimer auf, zu überlegen, was sie zu einer Entwicklung von PHV beitragen können, damit hier wirklich ein Stadtteil entsteht, der zukunftsweisend ist.

Die Diskussion an den Thementischen entsprach in vielen Punkten den Eingangsreferaten, vor allem der zentrale Forderung, keine weitere Flächen zu versiegeln. Zahlreiche Teilnehmer forderten auch, das Ankunftszentrum auf PHV zu belassen und nicht ins Gewann „Gäulschlag“ (Kirchheim) oder in die „Wolfsgärten“ (Wieblingen) zu verlegen. Diese Alternativen hatte der Oberbürgermeister dem Gemeinderat vorgeschlagen.

Die Veranstaltung wurden dem Wunsch von Derek Cofie-Nunoo gerecht, der sich bei seiner Begrüßung vor allem wünschte, die Meinungen und Wünsche der Kirchheimer zu erfahren. Nicht nur die Kirchheimer dürfen gespannt sein, was die Grüne Fraktion nun davon in ihre politischen Entscheidungen für die Stadt einfließen lässt.


Präsentationen:

Volker Kaltschmitt (angefragt)

Carl Zillich: s. Anhang (ca. 47 MB)

Jörn Fuchs: s. Anhang

26.02.2020 - 17:45