VCD Rhein-Neckar: Nahverkehr in Heidelberg in letzten 25 Jahren 11% langsamer
VCD fordert Prüfung der Rückforderung von Landeszuschüssen
21.4.2019 Eine detaillierte Auswertung des ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD) bestätigt das Gefühl vieler Heidelberger Fahrgäste. Trotz massiver Ausbauten und vermeintlicher Beschleunigungen ist der Nahverkehr in den letzten 25 Jahren um 11% langsamer geworden.
In einem Brief an den Verkehrsminister des Landes Winfried Hermann fordert der Vorsitzende Dr. Felix Berschin die Prüfung der Rückforderung von Landeszuschüssen. „Mit der Förderung von vermeintlichen Beschleunigungsmaßnahmen wurde alles Mögliche unterstützt: Neue Ampeln für Fußgänger, neue Abbiegespuren für Autos und Sanierung der Gleise, nur das eigentliche Ziel der Beschleunigung des Nahverkehrs wurde glatt verfehlt.“ Im Gegenteil: Verglichen mit guten Nahverkehrssystemen wie Mannheim oder Karlsruhe, ist die Ampeldichte in Heidelberg um den Faktor zwei bei Bahn und Bus höher. Zu allen Überfluss kommt – so Berschin – der Umstand hinzu, dass Bahn und Bus fast nirgends in Heidelberg absoluten Vorrang hätten und die Ampeln häufig dilettantisch geschaltet seien. Die Anmeldungen der Busse und Bahnen kämen zu spät, die Signale schalten viel zu spät um, die Fahrtrichtung der Fahrzeuge werde nicht richtig erkannt und so weiter. Hochkomplexe Technik, die vielleicht gut gemeint sei, aber nicht wirklich von Stadt und RNV beherrscht werde. Dabei würde sich auch zwischen Stadt und RNV gerne der schwarze Peter hin- und hergeschoben.
Allerdings übt der VCD auch Kritik an den Gemeinderäten. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Alle „Beschleunigungsprojekte“ wurden im Gemeinderat explizit beschlossen. Obwohl die Gemeinderäte ob vieler nicht funktionierenden Vorrangschaltungen kritisch hätten sein müssen, wurde die Verampelung der Stadt im Namen der vermeintlichen ÖPNV-Beschleunigung immer wieder gutgeheißen und beschlossen.
Die allgemeine Ausrede des angeblich gewachsenen Verkehrs lässt der VCD nicht gelten. Denn trotz Einwohnerzunahme und massiver Zunahme der Einpendler ist der Autoverkehr erfreulicherweise nicht gewachsen. Auf allen wichtigen Straßen gibt es tendenziell eine Seitwärtsbewegung bei den Autos. An den Zählstellen des Landes an der Stadtgrenze ist sogar der Verkehr von 1995 mit 162.000 Fahrzeugen pro Tag auf aktuell 154.000 gesunken. Auf der Walz-Brücke, am Karlstor, Kurfürstenanlage und Römerstraße weist die Stadt zwischen 1999 und 2014 einen Rückgang von 123.000 auf 113.000 Fahrzeuge pro Tag aus. Allein wachsend ist vielmehr der Radverkehr. Die Probleme des Nahverkehrs sind durchweg hausgemacht.
Folgende Tabelle illustriert die Veränderungen:
Linie |
|
|
|
|
|
|
aktuell |
früher |
von |
Nach |
1994 |
2019 |
Bemerkung |
21 |
1 |
Bismarckplatz |
Blumenthalstr. West |
12 |
13 |
|
22 |
2 |
Bismarckplatz |
Eppelheim |
17 |
20 |
neuer Umweg |
23 |
3 |
Handschuhsheim |
Leimen |
37 |
38 |
|
24 |
4 |
Blumenthalstr. |
Rohrbach Süd |
23 |
25 |
|
5 |
OEG |
Runde Kurpfalzbrücke - HD - Weinheim - MA Hbf |
114 |
129 |
||
39 |
21 |
Bismarckplatz |
Königstuhl |
25 |
28 |
|
26 |
41/42 |
Bismarckplatz |
Kirchheim Rathaus |
18 |
18,5 |
Fahrweg vergleichbar, |
27 |
31 |
Rohrbach Gewerbegebiet |
Emmertsgrund |
15 |
14,5 |
|
29 |
29 |
Bismarckplatz |
Boxberg |
23 |
25 |
|
31 |
12 |
N‘heimer Feld Studwohnheim |
Uniplatz |
19,5 |
21,5 |
|
32 |
33 |
N‘heimer Feld Jugendherberge |
Bismarckplatz |
12,5 |
17 |
Fahrzeit ohne |
33 |
33 |
Heidelberg Hbf |
Ziegelhsn Köpfel |
36,5 |
44,5 |
|
33 |
11 |
Rohrbach Freiburger Str. |
Karlstor |
42,5 |
44 |
|
34 |
26/27 |
Pfgr. Schützenstr. |
Wieblingen Mitte |
14 |
14 |
|
34 |
34 |
Wieblingen Ev. Kirche |
Peterstal |
40,5 |
44,5 |
|
35 |
35 |
Wieblingen |
Neckargemünd |
45,5 |
51,5 |
|
37 |
12 |
Sportzentrum Nord |
Bunsen-Gymnasium |
8,5 |
10,5 |
|
503,5 |
558,5 |
|||||
|
10,9% |
Anmerkung: Fahrzeiten Stand 3/2019 versus 1994/95 jeweils Hin- und Rückrichtung, ohne explizite Baustellenzuschläge (aktuelle Fahrzeitverlängerung Linien 22 und 26, sowie Linien 32)