SOLAWI Rhein Neckar - sich die Ernte teilen

Interview mit dem Verein Solidarische Landwirtschaft (SOLAWI) Rhein-Neckar

30.9.2018 awl   Da haben sich Städter einen Bauernhof zugelegt und produzieren in einer Produktions- und Verbraucher-Kooperative einen Teil ihrer Nahrung selbst. Kann das funktionieren? Ein Gespräch mit Brigitte Henkel, Vorstandsmitglied des Vereins.

Stadtpolitik:  SOLAWI Rhein-Neckar gibt es seit sieben Jahren. Wie hat es angefangen?                                                                                              [bild: © solawi rn]

Brigitte Henkel:  Es begann mit einem workshop zu „Solidarische Landwirtschaft“ in der VHS, nach dem sich 10 – 12 Personen auf die Suche nach eine Bio-Bauernhof in der Region machten und glücklicherweise fündig wurden – der Markushof in Maisbach mit Inhaber Markus Schmutz wollte sich auf das Abenteuer einlassen.

Stadtpolitik: Was habt Ihr Euch für Ziele gesetzt?

Brigitte Henkel:  Das Ziel war und ist: der Erhalt einer mittelständischen bäuerlichen Landwirtschaft, möglichst mit Bio Standard. Es geht uns dabei darum, eine neue, solidarische Beziehung zwischen Erzeuger und Verbraucher  herzustellen, auf der Basis einer gemeinsamen Verantwortung für die Erzeugung der Lebensmittel.

Stadtpolitik:  In wieweit habt Ihr sie erreicht?

Brigitte Henkel:  Der Markushof hat die letzten 7 Jahre überlebt – trotz schlechter Witterung, Krankheitsfällen, schlechten Milchpreisen – aber mit viel Engagement der Bauern und Mitglieder. Wir bauen über 30 Feldfrüchte an, sowie Getreide und essen unser eigenes Brot. Wir pressen unseren eigenen Apfelsaft und bekommen von unseren Rindern Fleisch, Milch und Käse.

Stadtpolitik:  Wieviele Mitglieder hat die Gemeinschaft?

Brigitte Henkel:  Zur Zeit gehören der Solawi Rhein-Neckar 195 Mitglieder aus Heidelberg und Umgebung an.

Stadtpolitik:  Wie funktioniert die Erzeugung?

Brigitte Henkel:  Der Markushof ist  ein zertifizierter Bio-Bauernhof. Neben Markus Schmutz, dem der Hof gehört, arbeiten  weitere angestellte Bauern auf dem Hof. Unterstützung kommt von Solawi- Mitgliedern, die bei der Aussaat/Pflanzung, Ernte und dem Hacken des Unkrautes bzw. Beikrautes mithelfen.

Stadtpolitik:  Wie die Verteilung?

Brigitte Henkel:  In den Stadtteilen  gibt es ein Depots, in denen die  Mitglieder ihren Ernteanteil abholen. Zuvor wurden auf dem Hof die Kisten für die einzelnen Depots gepackt und dann von einem Mitglied des jeweiligen Depots abholt.

Stadtpolitik:  Gibt es Engpässe? In der Erzeugung? In der Verteilung?

Brigitte Henkel:  Als wir begonnen haben war uns bewusst, dass wir nur bekommen, was auf dem Hof produziert wird. So gab es  z.B. ein Jahr mit so gut wie keinen Kartoffeln – wegen eines nassen Frühlings – dafür mit sehr viel Karotten. Dann werden Rezepte ausgetauscht und wir kochen leckere Mahlzeiten aus dem, was da ist.
Die Verteilung ist noch nicht optimal geregelt. Eine Wunschvorstellung ist ein Raum in Heidelberg, der vom Hof beliefert werden kann und in dem die Mitglieder ihre Anteile – mit dem Fahrrad oder ÖPNV - abholen können. Das ist in Maisbach leider nicht möglich.

Stadtpolitik:  Wie seht Ihr die weitere Entwicklung?

Brigitte Henkel:  Da der Zuspruch von Seiten der Städter sehr gross ist, hoffen wir in Zukunft weitere Bauern für dieses Modell begeistern zu können und natürlich auch noch viel mehr Verbraucher von Vorteilen einer solchen Erzeugung überzeugen zu können. Es geht uns darum die die Natur  zu  erhalten, das Klima zu schützen und ein neues Zusammenwirken von Erzeuger und Verbraucher herzustellen.

Stadtpolitik:  Brigitte, danke für das Gespräch.

03.10.2018 - 20:15